Die riesige Auswahl an Brautkleidern erschlägt Dich? Hier ein Kompass für deine Traumkleid-Suche mit einer einfühlsamen Brautmode-Expertin
Die Suche nach dem richtigen Brautkleid ist ein so einzigartiges und einmaliges Erlebnis für viele Bräute. Schließlich geht es um einen so wichtigen und vielleicht den emotionalsten Tag im Leben! In diesem einen Kleid wollt ihr eurem Liebsten, zum Beispiel in einer Freien Trauung, ein Versprechen fürs Leben schenken.
Somit sind einige Fragen essentiell, zum Beispiel: Mit wem geht ihr euer Brautkleid aussuchen? Was ist eigentlich mein Stil? Boho oder doch Prinzessin oder gar „Minimal“? Damit ihr hier für euch mehr Klarheit für eure Suche nach eurem passenden Traumkleid habt, habe ich eine Expertin für Brautmode in München in ihrem Brautladen besucht und ihr Löcher in den Bauch gefragt. Franziska ist Besitzerin des Ladens „Feine Herzenssachen“ und weiß, auf was es bei der Brautkleidsuche ankommt und hat für euch ein paar Tipps für die Suche nach eurem „Traum in Weiß“.
Sabine Redekünstlerin:
Franziska, du bist Expertin für Brautmode und hast einen kleinen aber sehr feinen Brautmodeladen mitten in Neuhausen in München. Wie kam es dazu?
Franziska, Feine Herzenssachen: Eigentlich bin ich ja gelernte Psychotherapeutin.
Sabine: Nein, echt? Da kannst du ja sicher super auf die Bedürfnisse und Wünsche der angehenden Bräute eingehen!
Franziska: Ja, das stimmt schon. Ich kann mich sehr gut in die Bräute und ihre Begleiterinnen hineinversetzen und versteh mich da auch ein bisschen als Anwältin des Herzenswunsches meiner Bräute.
Sabine: Du hast mit deinem Partner mit "Feine Herzenssachen" ja in einem freien WG-Zimmer gestartet, das ihr als kleines Brautatelier umfunktionert habt. Ihr habt mit Ebay-Anzeigen angefangen und dann?
Franziska: Ja, schnell wurde klar, dass wir unsere Feinen Herzenssachen vergrößern wollen. Pünktlich zum ersten Lockdown sind wir hier in unseren Laden in Neuhausen eingezogen. So konnten wir die Zeit sehr gut nutzen, um uns in Ruhe einzurichten.
Sabine: Was ist bei Brautkleidern gerade am meisten gefragt? Mit welchen Vorstellungen kommen die Bräute zu euch?
Franziska: Oft gefragt sind Kleider mit Häkelspitze und möglichst ohne Glitzer und Glitter. Von den Stoffen eher Chiffon – ein seidig fließender Stoff - als Tüll, der das Kleid eher voluminöser macht.
Noch vor zwei Jahre haben viele im Boho-Stil geheiratet, da viele Frauen das auch als Gast auf Hochzeiten gesehen haben. Sie sind dann mit der Vorstellung zu uns gekommen: Es muss möglichst „unbrautig“ aussehen. Im letzten Jahr aber haben wir beobachtet, dass es oben rum gern mehr funkeln darf. Es soll also wieder eher „brautig“ aussehen. Und auch „Mix und Match“ war ein Thema.
Sabine: Was bedeutet das genau?
Franziska: Mix und Match ist, wenn man einen ein Oberteil, meist ein Top und darüber ein Spitzenbolero, zum Beispiel mit einem Softtüll-Rock kombiniert.
Sabine: Was ist den Bräuten heute bei ihrem Brautkleid denn am wichtigsten?
Franziska: Es muss bequem sein und man muss sich gut bewegen können. Manche kommen auch zu uns und stellen sich eine lange Schleppe vor – aber dann im Laufe der Anprobe haben sie Angst, dass sie sich dann auf der Hochzeit darin verheddern. Oder es ergibt sich genau anders rum: Der Schleier wird oft abgelehnt – dann zeigen wir ein paar Schleier und dann passt er doch ganz gut zum Gesamtbild und die Braut reagiert so: „Oh, das sieht doch jetzt schon eher nach Hochzeit aus. Schöner, als ich dachte!“
Sabine: Welche Art von Bräuten kommt so zu euch?
Franziska: Unsere Zielgruppe ist die Braut, die eine Freie Trauung macht. Und ein sehr entspanntes Fest haben möchten. Schon schick, aber nicht überpompös.Wir sehen also die Prinzessinnenkleider seltener als schlichtere elegante Kleider. Manchmal kommen sogar auch türkische Bräute, denen der türkische Brautladen einfach zu viel ist.
Sabine: Du meinst zu ausladend und zu viel Glitzer und Tüll?
Franziska: Ja, genau. Aber grundsätzlich kann zu uns jede Braut mit ihrer eigenen Vorstellung zu uns kommen. Wir haben von jedem Stil etwas da, da ja auch verständlich ist, dass die Braut vielleicht nicht immer direkt weiß welchen Stil sie will. Man hat ja keine Erfahrungswerte, wie das zum Beispiel beim Kauf einer Bluse der Fall ist.
Sabine: Nach welchen Kriterien schlägst du der Braut verschiedene Kleider vor?
Franziska: Ich zeig erst was die Braut konkret benannt hat. Und wenn die Braut noch nicht weiß, was es sein soll, zeige ich unterschiedliche Modelle. Und ich warte ein paar Kleider ab, dann habe ich Braut und Figur kennengelernt. Und dann sag ich „Ich hab‘ ein Kleid im Kopf, hast du Lust, dass wir es mal ausprobieren?“ Das ist es dann oft. Oder es gibt einen Impuls für einen neuen Stil. Das empathischen Reinspüren ist da sehr wichtig: Manche Bräute sagen: Ich will kein Glitzer! Und wenn sie die Glitzer-Kleider anschauen, funkeln ihre Augen.
Sabine: Das spiegelst du ihnen dann wider?
Franziska: Ja und so kommen wir dem eigentlichen Traumkleid dann Schritt für Schritt näher.
Sabine: Wie ist es mit der Begleitung bei der Brautkleidauswahl? Wie viele Personen und wen nehmen die Bräute mit? Was hast du dabei so beobachtet?
Franziska: Wenn die Braut sich nicht durchsetzen kann, geht sie mit ihren Vorstellungen von ihrem Kleid unter. Vor allem bei mehreren Begleiterinnen. Ich empfehle, eher weniger mitzunehmen als mehr. Corona hatte somit auch was Gutes: Da darf ich aufgrund der Corona-Regeln als Braut nur 2 oder 3 Begleiter mitnehmen und keiner ist beleidigt. So kann die Braut sich besser auf sich konzentrieren: Wie fühle ich mich in dem Kleid? Und nicht: Was will die Mama oder die Tante.
Sabine: Auch für eine kleine Hochzeit, die sich ein Brautpaar vielleicht so oder so gewünscht hat, ist Corona als Grund dafür ja auch sehr praktisch. Wie gehst du eigentlich damit um, wenn du merkst, dass die Braut zu sehr beeinflusst oder von ihrer eigenen Vorstellung abgelenkt wird?
Franziska: Wenn ich merke, sie fühlt sich in einem Kleid besonders wohl. Sie hat zum Beispiel ein Schmunzeln im Gesicht oder sie schwingt mit dem Rock hin und her. Dann sag ich zu ihren Freundinnen: Schaut mal, in diesem Kleid fühlt sie sich richtig wohl! Dann lassen sich die Begleiter meist darauf ein: Sie sehen, dass es ihr gut geht und wie sie strahlt.
Außerdem bieten wir den Bräuten auch an, nochmals alleine zu kommen, falls ich das Gefühl hatte, die Braut ist auch durch die Meinung der anderen hin und hergerissen.
Sabine: Was ist hier deine wichtigste Empfehlung an die Braut, die gerade grübelt, wen sie denn mitnehmen soll?
Franziska: Im Idealfall wählt sie zwei Begleiter, die sie gut kennen und sich gut in sie hineinversetzen können und nicht am eigenen Geschmack hängen bleiben. Empathische Freundinnen, die vielleicht selbst gern Glitzer mögen und trotzdem die Braut, die eher Spitze mag unterstützen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Sabine: So würde ich das auch machen, wenn ich mir ein Kleid aussuchen würde, das mein Mann erst zur Hochzeit sehen soll. Mein Brautkleid habe ich ja eher zufällig gefunden. Ich habe gerade mit meinem Mann Urlaub in Brixen gemacht und dann sind wir an diesem Dirndl-Laden vorbeispaziert. Im Schaufenster hing ein weißes Hochzeitsdirndl. Dort hab ich dann tatsächlich mit meinem Mann als einzigem Begleiter mein Hochzeitskleid gekauft 😊 Ich weiß: Komplett unüblich, aber so musste ich dann keine Angst haben, ob ihm das Kleid überhaupt gefällt 😉
Franziska: Wenn ich meine Bräute frage, was für Vorstellungen ihr Mann denn von einem schönen Brautkleid hat, dann sagen die Bräute meistens: Dem ist das völlig gleich! Ich könnte auch im Kartoffelsack kommen! Hauptsache ich fühle mich darin wohl!
Sabine: Wie kann ich mir denn im Vorfeld am besten eine Vorstellung von meinem Brautkleid machen?
Franziska: Am besten auch im Internet oder bei Instagram schon einmal Stöbern und Schauen, was einem gefällt. So können die Bräute feststellen, in welche Stil-Richtung es gehen könnte.
Sabine: Aber manchmal kann am Ende dann doch auch ein ganz anderer Stil rauskommen, oder?
Franziska: Ja, kann auch vorkommen. Das wichtigste aber ist, dass weder ich – noch die Begleiter das Recht haben, einer Braut zu sagen, die sich wunderschön in ihrem Kleid fühlt, das Kleid sei nicht schön. Wenn die Braut strahlt – das ist das aller Wichtigste.
Sabine: Gibt es ein Erlebnis in deinem Laden, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Franziska: Ja, eine Braut kam rein und sagte sie wolle als Braut besonders sexy sein. Sie zeigt auf ein Kleid und sagt: Ich will sowas, zieht ihren Pulli hoch und meint: „Weil: Meine Boobis müssen gut zur Geltung kommen.“ Da haben wir alle erst einmal herrlich gelacht.
Aber es gibt auch traurige Momente. Wenn die Mama vor kurzem erst verstorben ist und nicht bei der Hochzeit dabei sein kann.
Sabine: Was ist dir beim Brautkleid-Verkauf besonders wichtig?
Franziska: Wir gehen immer auf die Bedürfnisse der Braut ein. Wenn eine Braut zum Beispiel sehr pragmatisch ist und genau weiß was sie will, dann gehen wir genau mit ihr mit. „Ich ziehe das und das an. Und ok, ich nehme das erste.“ Dann gibt es auch Bräute, die sind total nervös. Sie ziehen verschiedene Kleider an und langsam dämmert es ihnen: "Oh krass! Oh mein Gott! Ich heirate wirklich! Ich habe den Partner meines Lebens gefunden!" Mit dem Kleid wird das real.
Sabine: Das Kleid hat da eine enorm wichtige Bedeutung.
Franziska: Ja, und deswegen machen sich viele Mädels auch ganz viel Druck, das EINE perfekte Kleid zu finden.
Sabine: Das stell ich mir bei der riesen Auswahl gar nicht so einfach vor… Und vor allem hat jede Braut sicher auch eine Latte von Kriterien.
Franziska: Ja, das stimmt. Aber am wichtigsten ist das „Feeling“. Das perfekte Kleid kann ich nur finden, wenn ich die Zeit finde, zu spüren. Was fühlt sich gut an.
Sabine: Du meinst also: Welches Kleid ist mein Kleid? In welchem Kleid fühl ich mich authentisch und einfach „ich“.
Franziska: Ganz genau und wenn ich dann zu sehr auf meine Kriterien und die Details gucke, verzettel ich mich und am Ende weiß ich vielleicht gar nicht mehr, was ich will. Das nagt dann an einem.
Da ist es auch nicht von Vorteil, wenn ich die ganze Zeit auf das Feedback der anderen höre.
Sabine: Stimmt – die eine Freundin sagt: „Toll!“, die Mama dann aber: „Ich fand das andere besser…!“ Und die Braut steht dran: „Oh Mann, was ist denn nu?“
Franziska: Ja, das sind dann die Bräute, die sich zu sehr beeinflussen lassen. Wichtig ist: Wenn ihr euch entschieden habt, zeigt dann auch nur denen das Kleid die mit dabei waren. So bekommt ihr nicht noch weitere Meinungen vor eurem großen Tag zu hören.
Verlasst euch auf euer eigenes Gefühl und vertraut dem Moment als ihr es angezogen habt und gefühlt habt: Ja, das ist es.
Sabine: Wie ist die Brautkleidsuche denn eigentlich für deine eigene Hochzeit abgelaufen?
Franziska: Ganz ehrlich? Ich hab viel zu viele Leute mitgenommen. Und hatte dann auch schlechte Laune. Anstatt nach mir und „meinem“ Kleid zu schauen, war ich zu sehr mit allen anderen Leuten beschäftigt – dass es allen gut geht und dass sie sich wohl fühlen.
Ich bin dann nochmals alleine zum Kleidaussuchen gegangen. Und dann sind auf einmal die Tränen gelaufen. Dabei dachte ich zuerst, es wird ein Kleid aus Spitze. Dann wurde es aber ein Kleid mit oben Glitzer und unten glattem Chiffonrock.
Sabine: Oh und das sah traumhaft aus wie man auf dem Foto sehen kann!
(Foto von katrinkind.com)
Manche Bräute schauen sich ja ganz viele Kleider und Läden an.
Franziska: Ja, das sind dann die Bräute, die schon 7 Läden und Anproben abgearbeitet haben. Sie kommen rein und wollen alles nochmals abchecken, um sich bloß nicht falsch zu entscheiden.
Sabine: Hört sich so an, als ob das Gefühl für das richtige Kleid da schon völlig vergraben ist und die Braut nur noch rational an das Thema Brautkleid ran geht…
Wie viele Brautmodengeschäfte suchen die Bräute in der Regel aus?
Franziska: Bei den meisten, die zu uns kommen und ihr Brautkleid kaufen – sind wir der erste oder zweite Laden.
Sabine: Und jetzt noch eine pragmatische Frage: Ab wann sollte ich mich als Braut um mein Brautkleid kümmern?
Franziska: Am besten so früh wie möglich – 7 bis 8 Monate (wenn man sie hat) vorher.
Sabine: Ja, oft müssen ja auch noch Änderungen gemacht werden.
Franziska: Ja und vor allem die Bestellzeit dauert lange. Es gibt aber auch Einzelstücke, die dann sehr spontanen Bräuten passen, die rein kommen und sagen: „Ich brauch ein Kleid – und ich heirate noch diese Woche.“ Manche ziehen ein paar Sachen an und sagen „Wunderbar, das nehm ich mit.“
Sabine: Welche wichtigen Tipps hast du abschließend für all die Bräute da draußen?
Franziska: Nehmt euch selbst diesen Druck! Sprecht euch selbst Mut zu, dass ihr es schon merken werdet, wenn das richtige Kleid da ist. Ihr findet „Euer“ Kleid, wenn ihr euch darauf einlasst. Das hat etwas mit Achtsamkeit zu tun. Bin ich ganz bei mir und achtsam im Moment des Anprobierens – dann verpass ich auch genau das Gefühl nicht: „Ja, genau das ist mein Kleid.“
Sabine: Ganz lieben Dank für das tolle Gespräch und die zahlreichen hilfreichen Tipps aus deiner Erfahrung und Beobachtung als Brautmoden-Expertin. Traut euch also, zu eurem Gefühl zu stehen, und euer Kleid mit dem richtigen Bauchgefühl zu finden, liebe Bräute!
Den Brautmodeladen von Franziska, Feine Herzenssachen, findet ihr
hier:
Nymphenburger Straße 147, 3. Obergeschoss (Eingang bei Bushaltestelle Landshuter Allee).
Im Internet: www.feine-herzenssachen.de
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Mit gaaanz viel Herz und von Herzen: Eure Redekünstlerin
Fotos in diesem Beitrag: Emotional Art, www.emotional-art.com und katrinkind.com
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