Wie ich Traurednerin wurde und was meine Omas, eine zufällige Bekannte und der Tod damit zu tun haben

Es war einmal…

Vielleicht fangen wir mal mit meiner „Ausbildung“ an. Ich habe nicht in eine klassische Traurednerausbildung, die es heute so am Markt gibt, investiert. Bei mir zum Beispiel habt ihr es mit einer an der Universität Tübingen ausgebildeten Rhetorikerin mit Magisterabschluss zu tun. Ich habe über sechs Jahre Allgemeine Rhetorik in Theorie und Praxis studiert. Das ist also die Grundlage meines Tuns. Ich mach's nicht nur gern, ich hab's auch wirklich „g'lernt“.

 

 

Ja, und nun die Frage: Und das alles, um Traurednerin für Hochzeiten zu werden? Nicht als erstes Ziel. Nach meinem Abitur wollte ich eigentlich Journalistin werden. Nach einer Bewerbung bei der berühmten Journalisten-Schule in München fand ich mich in einem sehr sonderbarem Bewerbungsverfahren im Dreier-Interview mit einer osteuropäischen Überfliegerin und einer anderen Presse-Erfahrenen wieder.

Ein Interviewer fragte mich damals etwas abschätzig, was es denn mit den „Heilbronner Augenblicken“ auf sich habe. Das sei ja „hohles Zeugs“. Er spielte auf einen meiner Zeitungsartikel in der Heilbronner Stimme an. Da ging es darum, dass man sich einfach für eine Zeit an einen Platz in Heilbronn setzt und die Menschen oder die Umgebung beobachtet. Ich fand das eine wundervolle Aufgabe. Und ich erinner mich, wie ich am Busbahnhof saß und die Menschen wartend, auf dem Sprung, auf der Durchreise beobachtete. Hastend oder verträumt. Und manchmal kam es zu Blick-Kontakten, Begegnungen. Und ich erinnere mich noch gut an diesen letzten Satz des Artikels, den ich selbst erlebt hatte, als ein junger Mann in den Bus stieg und sich beim Einsteigen nochmals zu mir (an der Bushaltestelle sitzend) umdrehte: „Ein Fremder winkt und du winkst zurück.“

Jetzt, wo ich so darüber schreibe, fällt mir auf, dass es mich schon immer interessiert hat, wie andere Menschen sich verhalten, wie sie miteinander umgehen. Was sie sich so dabei denken und wie sie fühlen. Andere Perspektiven kennenzulernen fand ich schon als Jugendliche spannend. Sich in jemand anders hineinversetzen. Und klar, auch das Gedichte schreiben oder Geschichten erzählen hat mir sehr viel Freude gemacht. Meine Mutter musste sich oft Zeit nehmen, um meine Schulaufsätze von Anfang bis Ende anzuhören.

Und ja – auch meine Fantasie war sehr groß. Vor allem nachts. Im Abi-Buch steht über mich drin, dass ich fast jeden morgen in die Schule kam und gesagt hab: „Du glaubst nicht, was ich heute Nacht Krasses geträumt hab.“ Ich könnte ein Buch über meine Träume schreiben.

 

Reden halten war zudem ein Hobby von mir, das ich gern auf Familienfeiern ausübte. Ich hielt wunderschöne, persönliche Reden zum Geburtstag meiner Eltern, Onkels und Tanten und an der silbernen Hochzeit meiner Eltern und natürlich hielt ich auch die Tischrede an meiner eigenen Hochzeit. Wahrscheinlich habe ich das von meiner Oma geerbt, die auch gern zu ihren Gästen sprach und dabei meist selbst herzlich lachen oder vor Rührung weinen musste. Meine andere Oma redete zwar nicht so gern vor vielen Menschen – aber sie hatte eine Begabung, hier und da wundervolle Lebensphilosophien einfließen zu lassen: „Es ist wichtig, dass man lieb ist. Und dass man jemanden hat, den man lieb hat und der dich lieb hat. Die Liebe ist das Wichtigste auf der ganzen Welt.“ Und nebenher hat sie – obwohl sie damals schon sehr dement war – meinem heutigen Ehemann mit dem Heiratsantrag auf die Sprünge geholfen.

Aber nun zurück zur Frage, wie ich Traurednerin wurde: Der eigentliche Startschuss für meine Karriere als Freie Traurednerin fiel aber mit der Rede als Trauzeugin an der Hochzeit meiner Schwester. Alle waren ergriffen, beglückt und vor allen Dingen feierlich und gut unterhalten. Dass ich das auch beruflich machen könnte, darauf bin ich jedoch erst später gekommen.

Diese Idee kam mir erst, als ich über einen Bekannten eine Frau kennenlernte, die mir stolz als „Schau mal, die ist Freie Traurednerin. Sie verheiratet Brautpaare!“ vorgestellt wurde. Bis zu diesem Tag – irgendwann im Jahr 2014 hatte ich noch nichts von Freien Traurednern gehört. Aber diese Aufgabe klang unglaublich spannend.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein Rhetorik-Studium schon längst abgeschlossen und war bei einem weltweit tätigen Kultur-Institut tätig. Nebenher gab ich Rhetorik- und Kommunikationsseminare für Studierende und Unternehmen. Durch meine Ausbildung als Business-Coach lernte ich Kerstin aus dem gefühlten Norden Deutschlands - aus Hildesheim - kennen. Wir führten eine wundervolle Tradition ein. Wir treffen uns einmal im Jahr, um uns gegenseitig in Bezug auf die nächsten Schritte in unserem Leben zu coachen. Und so entstand mit ihr das konkrete Projekt, Traurednerin zu werden! Ja, genau! Schöne und positive Emotionen sind mir wichtig, genau so wie „in das Leben von anderen Menschen eintauchen“, Fragen stellen und Texte schreiben und schöne und wohlige Emotionen erzeugen und gemeinsam mit Brautpaar und Gästen darin zu baden, mit Schaum zu spritzen und das wohlig warme Wasser zu genießen. Am besten noch mit angenehm entspannenden Düften nach Lavendelfeldern oder gemütlichem Zirbenholz und auch anregenden Aromen wie Zitrone und Himbeere. Ach herrlich. Mein Traumjob war gefunden.

Dazu kam noch ein sehr trauriges Ereignis. Die Traurednerin, von der ich zum ersten Mal erfahren hatte, dass es diese Aufgabe überhaupt gibt – sie war auf tragische Weise bei einem Bergunfall ums Leben gekommen. Ich habe sie zwar nur einmal gesehen und doch hat mich ihre Geschichte bewegt und geprägt. Auch ich gehe unglaublich gern in die Berge.

Ein bisschen sehe ich meinen Weg als Traurednerin also auch so, dass ich den Weg und die Liebe und Leidenschaft, die sie für ihre Brautpaare und das Schreiben von Liebesreden hatte – wie einen ganz kostbaren Gedanken oder Schatz aufgenommen habe und fortführe. Einfach, weil sie mich überhaupt auf die Idee gebracht hat. Und das nicht einmal bewusst. Ihr Tun hat mich inspiriert.

Ich hatte mit den Traureden etwas gefunden, das Ganz und Gar zu mir und meinem Wesen passte. Meinem Verständnis von Dankbarkeit für die Liebe, die Familie, die Menschen, die einen täglich begleiten. Und auch für die Menschen, die mich in der Vergangenheit in wichtigen Phasen, zum Beispiel in der Jugend oder bei wichtigen Prüfungen begleitet haben.

Bei einer Freien Trauung geht es für mich um das Feiern der Liebe und des Lebens. Es geht darum, den Weg, den Braut und Bräutigam bis hierher gegangen sind, Revue passieren zu lassen. Es geht um Hindernisse, Schicksalsschläge, aber auch die Kraft, die man hatte, um dunkle Täler zu durchschreiten und hinter sich zu lassen. Es geht um schöne Ereignisse, Höhepunkte, aber auch um das Grundgefühl, den „Klangteppich“ des Lebens. Wie klingt das Leben für mich – nach Tragik, nach Komödie, nach melancholisch-leidenschaftlichem Blues oder Jazz? Auf was höre ich besonders? Wie empfinde ich die verschiedenen Klänge? Denn erst der Ton macht die Musik. Es geht also um meine Sicht auf das Leben. Beziehungsweise bei meinen Reden natürlich auch um die Blickweise meiner Brautpaare. Und auch um die leisen, kaum hörbaren Töne "zwischen den Zeilen". Und es geht darum, Kraftquellen aufzuspüren und sich derer noch einmal so richtig bewusst zu werden. Eine Freie Trauung ist für mich wie ein Kinofilm des Lebens meiner Brautpaare und ich darf die Regisseurin sein. Aber das Drehbuch hat das Leben geschrieben.

Es geht um Beziehungen zwischen Menschen. Es geht darum, dass nicht immer alles glatt läuft, sondern darum, dass ich mich in jedem Moment neu für jemanden entscheide. Leben bedeutet nämlich auch sich bewusst zu sein, dass nichts für immer ist. Auch wir verändern uns von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Und immer wieder nehmen wir uns an. Und wir ertragen widrige Seiten, die uns vielleicht nicht so sehr an uns selbst gefallen. Und immer wieder akzeptieren wir uns selbst. Und immer wieder schauen wir unseren Partner, unsere Partnerin an und denken vielleicht gar nicht darüber nach, dass wir uns ihm oder ihr so nah fühlen. Es ist einfach so. Gemeinsam entwickeln wir uns. Gemeinsam wachsen wir an den Aufgaben, die uns das Leben gibt.

 

Die Liebe, die Verbindung ist da, ohne dass sie erklärt werden muss. Und die Verbindung hält aus. Und sie hält uns zusammen – wie ein unsichtbares Band. Ist das nicht etwas ganz Faszinierendes, wie wir mit anderen Menschen in Verbindung stehen? Und dass wir mit einer Hochzeit genau diese Verbindung feiern? Eine Hochzeit ist für mich wie DANKE sagen. Danke an das Leben, an die Liebe und die Liebsten, die mich Tag für Tag umgeben.

 

Sagt JA zueinander. Mehr Liebe braucht die Welt.

Eure Sabine

 

P.S.: Eigentlich hatte ich mich heute hingesetzt, um einen Artikel zum Thema: "Was kostet eine Freie Trauung?" zu schreiben. Auf einmal fingen meine Finger an, über meinen Weg als Traurednerin zu tippen und wie ich dazu gekommen bin. Und dann fiel mir auch meine Oma ein, die ihr auf dem Foto oben seht. Leider ist sie schon gestorben, aber ihre Worte bleiben für immer: "Die Liebe ist das Wichtigste auf der ganzen Welt." Und heute, am 5. Februar 2024 wäre sie 99 Jahre alt geworden. :-)

 

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